Nachlese....

Der Otto-Grand Prix und das anschließende Trainingscamp sind nun zu Ende. Es ist an der Zeit, um einiges nachwirken zu lassen und so manche weitere Information zu geben.

Abbildung Nachlese....
Auch wenn es für die deutschen Athleten und Verantwortlichen ergebnismäßig kein besonders erfolgreicher Grand Prix war, ist das Wochenende doch allemal eine Reise wert gewesen. Am Sonnabend noch mit einer ziemlich verhaltenen Stimmung, aber am Sonntag kam das Publikum bereits am Vormittag aus sich heraus und gipfelte in einem vom Publikum getragenen Schwergewichts-Halbfinale der Männer am späten Nachmittag.
 
Die Stimmung kam wieder einmal mehr durch den Weltklasse-Athleten Yasuyuki Muneta. Insbesondere im Halbfinale gegen den Cubaner Bryson war die Halle ein Tollhaus.
 
Der bereits seit Jahren als Publikumsliebling geltende Muneta, der gerade in Hamburg immer wieder großartige Kämpfe bestritt und wohl einer der besonderen Judokas ist, der Judo einfach lebt und dem man die traditionellen Werte offenkundig abnimmt, nahm „sein“ Publikum auch in diesem Jahr mit.
 
Schon allein sein Verbeugen ist eine Augenweide und Vorbild für alle Judokas. Wie er „dankbar“ eine Strafe nach der anderen hinnimmt, mit höchstem Einsatz weiterkämpft und vom Publikum getragen dann noch ausglich, war bewundernswert. Dass es letztlich nicht gereicht hat und er kurz vor Schluss des Halbfinals noch mit Ippon verlor, zeigt die Klasse der beiden Athleten. Sein Applaus für den Sieger Bryson war eines der besonderen Augenblicke dieses Turniers. Bemerkenswert aber dann auch wieder, mit welcher Würde und Freude er als dreifacher Sieger dieses Welt-Cups dann „nur“ die Bronzemedaille entgegen nimmt.
 
Überragend bei diesem Grand Prix-Turnier waren die japanischen Sportler. Mit je zwei Sportlern in jeder Gewichtsklasse startend schafften es insgesamt 15 Athleten in das Halbfinale, 5x Gold, 4x Silber und 6x Bronze ist das überragende Ergebnis der japanischen Delegation. Athleten aus Russland, Frankreich und Usbekistan konnten je zwei Mal ihre Hymne hören, China, Portugal und Südkorea erreichten je einen Sieg. Deutschland reihte sich mit seinen sechs fünften Plätzen lediglich an 21. Stelle ein. Ohne eine einzige Medaille ist es das schlechteste Ergebnis seit 2003, als der erste World-Cup in Hamburg stattfand.
 
Sicher haben die veränderten Rahmenbedingungen des Wettkampfes dazu beigetragen, dass es heute ungleich schwerer ist, in die Medaillenränge vorzustoßen. Aber die Bedingungen sind für alle Nationen gleich und einige haben es durchaus vorgemacht, wie man mit den neuen Regeln auch große Erfolge feiern kann.
 
Auffällig war, dass nur eine einzige Athletin zwei Kämpfe gewonnen hat. Viola Wächter erreichte damit das Viertelfinale und wurde dann Fünfte.
 
Alle anderen fünftplatzierten Sportler hatten durch Freilose bereits nach einem gewonnenen Kampf das Viertelfinale erreicht und den 5. Platz damit gesichert.
 
Allerdings gab es eine Reihe weiterer Athleten, die einen Kampf gewonnen haben, aber dennoch gleich danach aus dem Turnier rausflogen. Romy Tarangul und Mareen Kräh, Anne Kätzler, Stephanie Steinmetz, Luise Malzahn und Gabi Hofmann bei den Frauen und Tobias Engelmeier, Adrian Kulisch, Jonas Focke, Maxime Lambert, Robert Gess, Sven Maresch und Robert Dumke bei den Männern.
 
28 weitere deutsche Athleten kamen über den Auftaktkampf nicht hinaus und konnten nach wenigen Minuten Kampfzeit bereits duschen gehen. Dass bei einigen Athleten ein Sieg durchaus drin gewesen schien, bewiesen die kämpferischen Ambitionen von einigen. So mancher ließ sich in Führung liegend noch im letzten Augenblick vom Gegner überraschen oder Romy Tarangul zum Beispiel musste im Hantei-Urteil das Aus hinnehmen. Wobei sie sich durchaus Hoffnungen auf ein gutes Ende für sich ausgerechnet hatte und deshalb umso enttäuschter war.
 
DJB-Vizepräsident Lutz Pitsch brachte die Enttäuschung über eine verpasste Medaille dann doch noch sehr diplomatisch rüber: „Wir hätten schon ganz gern eine Medaille gehabt, aber die fünften Plätze sind dennoch ein vernünftiges Ergebnis.“ Das sicher auch unter dem Aspekt, dass das Starterfeld von auserlesener Qualität war und im nacholympischen Jahr die internationale Teilnahme am Grand Prix-Turnier erfreulich hoch war.
 
Außerhalb der Matte gab es auch so manche besondere Gegebenheit. Am Sonnabend gab es zum Beispiel eine Autogrammstunde mit Ole Bischof im Foyer der Sporthalle am adidas-Stand. Fast drei Stunden schrieb sich unser Olympiasieger die Finger wund und belohnte jeden Autogrammsammler mit einem Lächeln und persönlichem Wort für seine Geduld des Wartens. Zeitweise bis zu 50 m lang war die Schlage der Wartenden, im überwiegenden Maße Kinder.
 
Die Eröffnung am ersten Tag fiel kürzer aus als vorgesehen. Einige Begrüßungsworte von Präsident Peter Frese mussten ausreichen. Der Zeitplan war etwas ins Wanken gekommen.
 
Dafür gab es aber die Ehrung der als Mister und Miss Bundesliga gewählten Athleten. Kristina Heuer aus Berlin nahm die Auszeichnung von Peter Frese und dem Begründer des Judo-Museums Berlin Lothar Nest entgegen, der der Sportlerin einen adidas-Judogi sponserte. Für den nicht anwesenden Benjamin Behrla sprang sein Trainer Andreas Reeh ein und nahm den Preis entgegen. Die Firma Gramberg-Haberstroh, Siebdruck- und Werbetechnik aus Berlin war Sponsor des Judogi für Benjamin Behrla.
 
"Ich hab mich sehr gefreut über diese Auszeichnung. Ist sie doch vor allem eine große Anerkennung meiner Arbeit im Verein", sagte „Miss Bundesliga“ Kristina Heuer, die in ihrem Verein als Trainerin von Kindergruppen sehr engagiert arbeitet.
 
Am Sonntag dann wurde die offizielle Eröffnung „nachgeholt“ und EJU-Präsident Sergej Solevejchick eröffnete gemeinsam mit DJB-Präsident Peter Frese den Otto-Grand Prix.
 
Außerdem wurden einige Auszeichnungen vorgenommen.
Das langjährige Mitglied der DJB-Kampfrichterkommission Dieter Bruns erhielt die Würde eines Ehrenkampfrichterreferenten auf europäischer Ebene.
 
 
Verabschiedet wurde die langjährige Grand Dame des Schwergewichts Sandra Köppen-Zuckschwerdt aus der Nationalmannschaft. Sie bedankte sich beim Publikum und ihren Trainern für die langjährige großartige Unterstützung.
 


Richtig emotional wurde es dabei, als sie besonders für ihren Trainer und Ehemann Wolfgang sowie ihrem Bundestrainer Norbert Littkopf besondere Dankesworte formulierte. „Ihr habt mir auch in den schweren Stunden meiner Sportlerkarriere geholfen und zu mir gestanden. Das ist etwas ganz Besonderes. An einem Sieg erfreuen sich alle, aber in Niederlagen braucht man solche Vertrauenspersonen, die zu einem stehen. Dafür ein herzliches Dankeschön!“ 
 
Besondere Augenblicke bescherte wieder einmal der ehemalige Bundestrainer Norbert Littkopf.
Er der bereits national in den jeweiligen Sportler- und Funktionärskreisen verabschiedet wurde, erhielt in Hamburg noch einmal den internationalen Abschied von einer Bühne, die er fast 20 Jahre lang überaus erfolgreich genutzt hatte. Nicht nur seine Erfolge mit den Frauen mit dem Höhepunkt des Olympiasieges von Yvonne Bönisch 2004 und der zweimaligen Wahl zu Europas Trainer des Jahres stehen bei ihm zu Buche, er hat in seiner Trainerlaufbahn insgesamt 90 internationale Meisterschaftsmedaillen errungen! Eine Bilanz, die sicher fast einmalig in der Welt ist.
 
Und natürlich durfte beim Abschied seine Mundharmonika nicht fehlen. Alle haben bereits drauf gewartet und so wurde es auch mucksmäuschenstill in der Halle, als er das „Time to say good-bye“ intonierte.
 
Es ist mit ihm ein großartiger Trainer abgetreten, der es nicht nur auf den Matten der Welt geschafft hat, Erfolge zu schmieden und Teamgeist zu entwickeln. Auch in der Zeit neben der Matte hat er mit seinen Frauen so manche musikalische Reise unternommen. Der Kofferrraum des Autos ist immer voller Instrumente gewesen – zehn an der Zahl spielt er selbst – und die Frauen musizierten und sangen oft genug mit ihm. Seine Trainingsgruppe aus Leipzig hatte ihm nach Peking sogar einen eigenen Song mitgegeben, in dem sie seine Persönlichkeit gewürdigt und so manches Erlebnis spaßig verarbeitet hatten.
 
Der Otto-Grand Prix war auch wieder medial gut begleitet. Mit fast 100 Presseakkreditierungen von Funk, Fernsehen, Journaisten und Fotografen gab es ein großes Medieninteresse. Die regionalen Zeitungen wie das Hamburger Abendblatt berichteten sehr intensiv, aber auch BILD, DIE WELT, die wichtigsten Agenturen und auch Fotoagenturen waren vor Ort. Auch jede Menge Judo-Fotografen, wie zum Beispiel auch Judo-Magazin-Fotograf David Finch (Foto).
 
Noch etwas ganz Wichtiges bleibt zu sagen. Das Organisationsteam des Hamburger Otto-Grand Prix um Cheforganisator Klaus Itzel hat wieder bravourös gearbeitet und in der sehr kurzen Zeit der Vorbereitung ein klasse Turnier organisiert. So wurde es für jeden Besucher ein tolles Wochenende in Hamburg.
 
 
Nun gehen die Diskussionen und Verhandlungen sicher weiter, ob Hamburg weiterhin das Turnier behalten kann.
 
Die finanziellen Forderungen der IJF sind enorm, allein die Preisgelder belaufen sich auf ca. 100.000 Dollar, die Konzessionen an die IJF werden immer teurer, aber auch die Forderung nach einer größeren und moderneren Halle steht als Damoklesschwert über dem Turnier.
 
Hoffen wir nun, dass diese Bedingungen alle mit der IJF weiterhin verhandelbar sind und dieses Turnier in Deutschland und auch in Hamburg bleibt. Diesem Judo-Highlight auf deutschem Boden wäre es gönnenswert, ebenso für die Zuschauer.
 
Beitrag: Birgit Arendt
Fotos: Birgit Arendt, Ewald Koschut (Finch und Itzel)und Christoph Otto (Aktionsfotos)

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